Malaysia

Hat Malaysia ein Schuldenproblem?

Malaysia ist aktuell nicht von Überschuldung bedroht. Allerdings haben versteckte Zahlungsverpflichtungen (sogenannte Contingent Liabilities), welche im Zuge des Regierungswechsels 2018 ans Licht kamen, das bislang stabile Bild der öffentlichen Finanzen erschüttert.

Die wichtigsten Schuldenindikatoren (Stand 2016)

IndikatorWertGrenzwert
Auslandsverschuldung im Verhältnis zum Bruttonationaleinkommen (%)69,640
Auslandsverschuldung im Verhältnis zu den jährlichen Exporteinnahmen (%)94,5150
Jährlicher Schuldendienst im Verhältnis zu den jährlichen Exporteinnahmen (%)4,915
Öffentliche Verschuldung im Verhältnis zum BIP (%)56,250
Öffentliche Verschuldung im Verhältnis zu den öffentlichen Einnahmen (%)276,1200
Auslandsschuldenstand (US-Dollar)200,36 Mrd.
Schuldendienst: Zinsen und Tilgungen an ausländische Gläubiger (US-Dollar)10,385 Mrd.

Erklärung zu den Indikatoren und Grenzwerten

Wer sind die Gläubiger von Malaysia?

Erklärung der Schuldenkategorien

 Die gesamten Auslandsschulden eines Landes setzen sich aus den Schulden des öffentlichen Sektors und denen des Privatsektors zusammen. Im Diagramm sind öffentliche Schulden mit Vollfarben und private Auslandsschulden schraffiert dargestellt.

Bei den öffentlichen Schulden werden drei Gläubigergruppen unterschieden, nämlich multilaterale öffentliche Gläubiger – das sind vor allem Entwicklungsbanken und der IWF -, bilaterale öffentliche Gläubiger – das sind andere Regierungen – und private Gläubiger.

Bei den beiden öffentlichen Gläubigerkategorien unterscheiden wir zudem nach konzessionären, also zinsgünstigen Krediten zu Entwicklungshilfebedingungen, und Krediten zu Marktbedingungen („nicht-konzessionäre“).

Bei den öffentlichen Schulden bei privaten Gläubigern unterscheiden wir die beiden Hauptinstrumente, nämlich Bankkredite und Anleihen. Diese beiden Instrumente unterscheiden wir auch bei den Auslandsschulden des Privatsektors.

Malaysias Auslandsschulden bestehen nur zu gut der Hälfte aus langfristigen Schulden mit Laufzeiten von einem Jahr oder mehr, welche auch Eingang in das Gläubigerprofil finden. Sowohl der malaysische Staat als auch private Banken, Unternehmen und Einzelpersonen, die Kredite im Ausland aufgenommen haben, sind fast ausschließlich bei privaten Gläubigern verschuldet. Unter den öffentlichen Gläubigern – Entwicklungshilfegeber und Internationale Finanzinstitutionen – spielen allein die bilateralen Entwicklungshilfegeber mit Forderungen von rund 1,4 Milliarden US-Dollar überhaupt eine Rolle. Unter den privaten Gläubigern sind sowohl gegenüber dem Staat als auch gegenüber privaten malaysischen Schuldnern Anleihezeichner wesentlich bedeutender als Banken.

Bemerkenswerterweise übersteigen die vom Pariser Club auf seiner Website erhobenen Forderungen mit 2,002 Milliarden. US-Dollar den Gesamtbestand aller von Malaysia der Weltbank gemeldeten bilateralen Schulden zum gleichen Stichtag deutlich.

Trend

Die gesamten Auslandsschulden Malaysias sind seit Beginn der Dekade kontinuierlich angestiegen, wobei nach 2013 nur die privaten Auslandsschulden gestiegen und die öffentlichen leicht gefallen sind. 2015 markiert insofern für Malaysia einen Wendepunkt, als in diesem Jahr die Exporteinnahmen und mit ihnen die gesamte Wirtschaftsleistung deutlich gefallen sind. Grund dafür war der dramatische Verfall des Weltmarktpreises für Erdöl und Erdgas.

Bisherige Schuldenerleichterungen für Malaysia

Malaysia hat noch nie seine Schulden bei privaten oder öffentlichen ausländischen Gläubigern umgeschuldet.

Aktuelle Risiken für die Schuldentragfähigkeit

Malaysia ist durch spektakuläre Maßnahmen wie Kapitalverkehrskontrollen, welche genau dem Gegenteil der krisenverschärfenden Politik des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank in Nachbarländern entsprachen, unbeschadeter durch die Asiatische Schuldenkrise von 1998 gekommen als seine Nachbarn. Trotz der Überschreitung einiger Grenzwerte bei einem Teil der Schuldenindikatoren ist deshalb auch heute zunächst nicht von einer krisenhaften Entwicklung der malaysischen Volkswirtschaft auszugehen. Allerdings erklärte der frisch ins Amt zurück gewählte damalige Präsident Mahathir Ende Mai 2018, dass die Vorgängerregierung die gesamten Auslandsschulden mit 217 Milliarden US-Dollar zum Ende 2017 zu gering dargestellt habe. In Wirklichkeit betrage die gesamte Auslandsschuldenlast mehr als 250 Milliarden US-Dllar. Das wären dann über 80 Prozent statt, wie noch für Ende 2016 angegeben, knapp 70 Prozent des Bruttoinlandsprodukts – eine durchaus kritische Größenordnung. Die bislang verborgenen Schulden sollen zu etwa gleichen Teilen aus staatlichen Garantien und staatlichen Zahlungsverpflichtungen im Rahmen von Öffentlich-Privaten-Partnerschaftsprojekten bestehen.

Zur Zeit laufen Untersuchungen, ob die falsche Berechnung der gesamten Auslandsschulden im Zusammenhang mit Versuchen stehen, umfassende Korruption im staatlichen Entwicklungsfonds 1MDB zu verschleiern. Die Regierung hat Ende Mai 2019 laufende Schuldendienstzahlungen in Höhe von 36,2 Millionen US-Dollar für den Fonds geleistet, der nach ihren Angaben seit mehr als einem Jahr faktisch pleite ist.

Wie seine Nachbarn gerät Malaysia zudem dadurch unter Druck, dass Anleger/innen den anziehenden Zinsen in den USA folgen.

Politische Empfehlungen

Die neue malaysische Regierung sollte schnellstens klären, welche der „verborgenen“ Zahlungsverpflichtungen rechtmäßig zustande gekommen sind und welche nicht – und dann die Schuldenstatistik des Landes entsprechend bereinigen. Persönlich Verantwortliche der Vorgängerregierung sollten zur Rechenschaft gezogenen und die interne Finanzaufsicht entsprechend verbessert werden.

Ähnlich wie im Südkorea der Finanzkrise von 1998 haben inzwischen private Initiativen zu Spenden an die Regierung zwecks Begleichung ihrer Auslandsschulden aufgerufen. Bis zur Abfassung dieses Länderprofils (Stand 14. Juni 2018) war das eingespielte Ergebnis mit umgerechnet 3.643 US-Dollar noch überschaubar.

 

Stand: Juni 2018

 

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