Kongo, Republik

Hat die Republik Kongo ein Schuldenproblem?

Die Auslandsverschuldung der Republik Kongo steigt sowohl absolut als auch relativ zur Wirtschaftsleistung.

Die Wirtschaftsleistung des Landes ist extrem vom Ölpreis abhängig, da der Verkauf von Rohöl einen signifikanten Anteil der öffentlichen Einnahmen und Exporte ausmacht. Gegenüber mehreren Staaten hat das Land bereits Zahlungsrückstände zu verzeichnen, deren Ausmaß bei weiter sinkenden Ölpreisen zukünftig weiter ansteigen könnte.

Die wichtigsten Schuldenindikatoren (Stand 2016)

IndikatorAusprägungGrenzwert
Auslandsverschuldung im Verhältnis zum Bruttonationaleinkommen (%)70,540
Auslandsverschuldung im Verhältnis zu den jährlichen Exporteinnahmen (%)89,1150
Jährlicher Schuldendienst im Verhältnis zu den jährlichen Exporteinnahmen (%)11,715
Öffentliche Verschuldung im Verhältnis zum BIP (%)103,650
Öffentliche Verschuldung im Verhältnis zu den öffentlichen Einnahmen (%)433,7200
Auslandsschuldenstand (US-Dollar)6,965 Mrd.
Schuldendienst: Zinsen und Tilgungen an ausländische Gläubiger (US-Dollar)463 Mio.

Erklärung zu den Indikatoren und Grenzwerten

Wer sind die Gläubiger der Republik Kongo?

Erklärung der Schuldenkategorien
 Die gesamten Auslandsschulden eines Landes setzen sich aus den Schulden des öffentlichen Sektors und denen des Privatsektors zusammen. Im Diagramm sind öffentliche Schulden mit Vollfarben und private Auslandsschulden schraffiert dargestellt.

Bei den öffentlichen Schulden werden drei Gläubigergruppen unterschieden, nämlich multilaterale öffentliche Gläubiger – das sind vor allem Entwicklungsbanken und der IWF -, bilaterale öffentliche Gläubiger – das sind andere Regierungen – und private Gläubiger.

Bei den beiden öffentlichen Gläubigerkategorien unterscheiden wir zudem nach konzessionären, also zinsgünstigen Krediten zu Entwicklungshilfebedingungen, und Krediten zu Marktbedingungen („nicht-konzessionäre“).

Bei den öffentlichen Schulden bei privaten Gläubigern unterscheiden wir die beiden Hauptinstrumente, nämlich Bankkredite und Anleihen. Diese beiden Instrumente unterscheiden wir auch bei den Auslandsschulden des Privatsektors.

Die Republik Kongo hat ein recht untypisches Gläubigerprofil: Für ein Land mit niedrigem Einkommen hat es einen relativ geringen Anteil an multilateralen Schulden. Mehr als die Hälfte aller Schulden entfällt auf bilaterale öffentliche Gläubiger. Der mit Abstand bedeutendste bilaterale öffentliche Gläubiger ist China. Das Land hält ca. 45 Prozent aller öffentlichen Forderungen an die Republik Kongo, einen Großteil davon zu nicht-konzessionären Bedingungen.

Auch einige Mitgliedsstaaten des sogenannten Pariser Clubs halten nun wieder relevante Forderungen gegenüber der Republik Kongo, nachdem diese den größten Teil ihrer Forderungen unter der Initiative für hoch verschuldete arme Staaten (Heavily Indebted Poor Countries, HIPC) gestrichen hatten. Zu ihnen zählen die ehemalige Kolonialmacht Frankreich sowie Belgien und Brasilien. Auch weitere G20-Staaten wie Indien, die Türkei und Russland halten Forderungen. Lediglich Saudi-Arabien und Kuwait haben Kredite zu Entwicklungshilfe-Konditionen vergeben. Private Anleihezeichner halten rund 5 Prozent der gesamten öffentlichen Forderungen.

Zahlungsrückstände bestehen gegenüber sieben Staaten, unter ihnen Angola, Belgien und Brasilien. Insgesamt belaufen sich die Zahlungsrückstände auf über 300 Millionen US-Dollar.

Trend

Die absoluten Auslandsschulen haben sich in den letzten Jahren deutlich erhöht. Relativ zur Wirtschaftsleistung haben sich die Auslandsschulden seit 2010 sogar mehr als verdreifacht.

Im Zuge der Corona-Pandemie ist ein besonders starker Anstieg der Schuldenlast erkennbar. Von 2020 auf 2021 hat sich das Verhältnis der Auslandsschulden zur Wirtschaftsleistung um mehr als 10 Prozent erhöht. Auch wenn für das Jahr 2022 noch keine Daten vorliegen, ist ein weiterer Anstieg erwartbar.

Auch der laufende jährliche Schuldendienst hat sich von 2016 bis 2020 verdoppelt. 2021 ist jedoch ein deutlicher Rückgang des Schuldendienstes um mehr als ein Drittel zur verzeichnen, was auf die Moratoriumsinitiative der G20 (Debt Service Suspension Initiative, DSSI) zurückzuführen ist. Die Republik Kongo konnte 2021 so 343 Millionen US-Dollar an Schuldenrückzahlungen aussetzen. Allerdings wird dieser Betrag nicht erlassen, sondern muss verzinst zwischen 2023 und 2027 in fünf gleich großen Raten nachgezahlt werden.

Bisherige Schuldenerleichterungen für die Republik Kongo

Die Republik Kongo hat zwischen 1986 und 2010 zehnmal mit ihren Gläubigern im Pariser Club verhandelt. Acht dieser Abkommen (seit 1994) beinhalteten auch zunächst sehr begrenzte, dann immer weiter reichende Schuldenstreichungen – bis zur nahezu vollständigen Streichung aller Altschulden im Rahmen der HIPC-Initiative im Jahr 2010.

Mit seinem bedeutendsten bilateralen öffentlichen Gläubiger China einigte sich die Republik Kongo mehrfach auf Schuldenrestrukturierungen. 2019 einigten sich beide Parteien auf eine Laufzeitverlängerung für zwei Drittel der Schuldenlast. 2021 vereinbarte die Republik Kongo im Rahmen des DSSI erneut Schuldenrestrukturierungen mit China. Auch mit dem Rohstofflieferanten Trafigura, welcher Forderungen im dreistelligen Millionenbereich hielt, konnte 2019 eine Schuldenrestrukturierung vereinbart werden.

Aktuelle Risiken für die Schuldentragfähigkeit

Der Internationale Währungsfonds sieht bei der Republik Kongo ein „hohes“ Überschuldungsrisiko. Das heißt, er sieht das Land bereits unter dem von ihm für wahrscheinlich gehaltenen Basisszenario als insolvenzgefährdet an.

Nachdem die Republik Kongo im Zuge sinkender Ölpreise zu Beginn der Covid-19-Pandemie auch gesamtwirtschaftliche Einbußen verzeichnen musste, erholte sich diese jedoch mit Ausbruch des Ukraine-Kriegs und deutlich steigenden Weltmarktpreisen für Energieexporte wieder. Auch auf Grundlage dessen stufte die Ratingagentur Fitch das Rating des Landes wieder leicht hoch (auf CCC+).

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass der Schuldenstand der Republik Kongos absolut und relativ zur Wirtschaftskraft angestiegen ist. Dazu kommt, dass das relative Gewicht von nicht-konzessionären Schulden deutlich zugenommen hat.

Politische Empfehlungen

Die kongolesische Regierung ist für Korruption und schlechte Regierungsführung bekannt. Damit weitere Schuldenrestrukturierungen mit Gläubigern wahrscheinlicher werden, ist es notwendig, das von der Regierung angekündigte Anti-Korruptionsgesetz auch umzusetzen. Effizienz und Transparenz bei öffentlichen Ausgaben sind eine Voraussetzung für jegliche einvernehmliche Schuldenregelung, welche dem Land neue Entwicklungsperspektiven eröffnen könnte. Außerdem ist eine Diversifizierung der Wirtschaft notwendig, um die Abhängigkeit der Wirtschaftsleitung vom Öl-Preis zu verringern.

Stand: April 2023

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