Deutsche Schulden bei Griechenland: Reparationen nein – Rückzahlung der Zwangskredite ja

In der Debatte um die griechischen Reparationsforderungen für Zerstörungen während des Zweiten Weltkriegs sprachen sich gestern Politiker/innen von SPD und Grünen für eine Entschädigung aus. erlassjahr.de hat die Forderungen Griechenlands untersucht.

Nach Ansicht des deutschen Entschuldungsbündnisses erlassjahr.de betrachtet die Bundesregierung die Frage von Reparationen an Griechenland nach dem 2+4-Abkommen von 1990 zu Recht als abgeschlossen. Schon aus pragmatischen und Gründen der Gleichbehandlung aller, die unter der Nazi-Besatzung gelitten haben, kann eine Reparationen-Regelung heute nicht mehr sinnvoll getroffen werden.

Ganz anders liegen die Dinge bei den Krediten die der griechischen Zentralbank aufgezwungen wurden, um die Kosten der deutschen Besatzung von deren Opfern finanzieren zu lassen. Ihr Wert wird heute auf rund 11 Milliarden Euro geschätzt. Dabei handelte es sich nicht um ein normales, auf jeden Fall aber um ein Kreditgeschäft. Für dieses haben die Bundesregierungen der Vergangenheit niemals Verantwortung übernommen, obwohl die Rechtsnachfolge des deutschen Reiches durch den westdeutschen Teilstaat Bonner Staatsdoktrin war. Im Gegensatz zu Deutschland hatte Italien entsprechende Forderungen aus seiner eigenen Besetzung Griechenlands während der Herrschaft der Faschisten voll beglichen.

erlassjahr-Koordinator Jürgen Kaiser: „Wir fordern die Bundesregierung auf, diese und mögliche weitere Ansprüche der von den Nazis auch auf dem Wege des Zwangskredits ausgeplünderten Länder anzuerkennen. Warum sollte Griechenland sonst die eigenen Zahlungsverpflichtungen gegenüber den Mitgliedern der Troika ernstnehmen?“

 

Informationen und Hintergründen zu den Ansprüchen Griechenlands aus der Zeit der Besatzung durch Deutschland enthält die Fachinformation 42 „Schulden wir den Griechen noch Milliarden?“

 

erlassjahr.de – Entwicklung braucht Entschuldung“ ist das größte entwicklungspolitische Bündnis in Deutschland mit Mitträgerorganisationen aus Kirche, Politik und Zivilgesellschaft. erlassjahr.de ist eingebunden in ein weltweites Netzwerk von rund 50 ähnlichen Kampagnen und Bündnissen. Sie alle wollen es nicht hinnehmen, dass untragbar hohe Schulden in vielen Ländern des Globalen Südens wichtige Investitionen in Gesundheit, Bildung und Infrastruktur unmöglich machen.

 

Weitere Informationen: Jürgen Kaiser, 0211/4693-217, j.kaiser@erlassjahr.de