Vor dem nächsten Sturm

ENTSCHULDUNGSOPTION FÜR DIE KARIBIK

+++ Die Kampagne endet im Dezember 2019. Für 2020 planen wir, die Forderung nach Entschuldung für vom Klimawandel betroffene Staaten weltweit auszudehnen. +++

Die Karibik gehört zu den am stärksten durch den Klimawandel gefährdeten Regionen der Welt. Dabei tragen die betroffenen Staaten selbst praktisch nichts zum globalen Klimawandel bei.

Im Schnitt verlieren alle karibischen Staaten jedes Jahr 2,7 Prozent ihrer Wirtschaftsleistung durch Naturkatastrophen. Das ist mehr als Deutschland seit 2000 an Wirtschaftswachstum erzielt hat.

In den letzten Jahren haben tropische Stürme in der Karibik an Häufigkeit und Intensität zugenommen. 2017 wurden die Inseln Barbuda und Dominica fast vollständig von Hurrikans zerstört. Auch wenn es in der Hurrikan-Saison 2018 verhältnismäßig ruhig blieb: Klimaforscher/innen erwarten, dass der Trend zu wachsenden Zerstörungen sich fortsetzt.

Gleichzeitig sind viele karibische Staaten kritisch verschuldet. Jedes Jahr fließen hohe Schuldendienstzahlungen an die Gläubiger im Globalen Norden. Auch dann, wenn das Land nach einem Hurrikan dringend Geld für die Nothilfe und den Wiederaufbau benötigt.

Gabriel Malzaire, Bischof von Roseau, Dominica:

„Wir haben das Leid und die Verzweiflung der Menschen hautnah erlebt. Wir sind nicht bereit, der nächsten Hurrikan-Saison unvorbereitet zu begegnen. Daher fordern wir von unseren Regierungen, vom Internationalen Währungsfonds und von unseren Gläubigern, dass im Falle einer verheerenden Naturkatastrophe der Schuldendienst ausgesetzt werden kann.“

Entschuldung als Krisenreaktion

Das karibische Entschuldungsnetzwerk Jubilee Caribbean fordert, dass Staaten, die Opfer tropischer Wirbelstürme geworden sind, ihren Schuldendienst aussetzen können. Ein solches Moratorium und die Aufnahme effizienter Umschuldungsverhandlungen machen nach einer Katastrophe schnell dringend benötigte Mittel für Nothilfe und Wiederaufbau frei.

Helft uns, Jubilee Caribbean zu unterstützen!

Erklärt eure Solidarität mit der Forderung nach einem Schuldenmoratorium – online oder per Post auf dem Abschnitt in diesem Flyer. Wenn die nächste Insel von einem Hurrikan heimgesucht wird, werden wir bereit sein. Per E-Mail werden wir unsere Regierung auffordern, das Geld im Land zu lassen und eine tragfähige Lösung anzustreben.

Heron Belfon, Koordinatorin von Jubilee Caribbean:

„Barbuda wurde 2017 von Hurrikan Irma fast vollständig zerstört. In der gleichen Nacht wurde eine Schuldenrückzahlung an den Internationalen Währungsfonds in Höhe von 3 Millionen US-Dollar fällig. Gezahlt werden musste trotzdem, obwohl das Geld dringend für die Nothilfe und den Wiederaufbau benötigt wurde.“

Interview mit Heron Belfon

Karibik-News

+++ SEPT/19+++

Hurricane „Jerry“ am Freitag vor den Leeward Islands

Am Freitag, dem 20.9. zieht Hurrikan „Jerry“ etwa 100 km nördlich der ostkaribischen Inseln vorbei. Meteorlog*innen gehen nicht davon aus, dass er eine der Inseln direkt treffen wird, allerdings muss auf den nördlichsten Inseln Antigua und Barbuda sowie auf Anguilla mit schweren Regenfällen gerechnet werden.

+++ SEPT/19+++

7 Milliarden US-Dollar Schäden durch „Dorian” auf den Bahamas

Mehr als eine Woche nach der Katastrophe gibt es erste tragfähige Schätzungen über die angerichteten Zerstörungen. Neben 50 Todesopfern und rund 2.500 verletzten Personen werden die materiellen Schäden durch „Dorian” auf den Bahamas auf 7 Milliarden US-Dollar geschätzt. Das sind rund 60 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.

+++ April/19+++

Leicht unterdurchschnittliche Hurrikan-Saison erwartet +++

Laut dem Tropenzentrum der Universität Colorado liegt die Wahrscheinlichkeit, von einem Hurrikan der Kategorie 3 oder höher getroffen zu werden, für die karibischen Inseln 2019 mit 39 Prozent leicht unter dem Mittel von 42 Prozent.

+++Feb/19+++

IWF warnt vor wachsenden Risiken für karibische Volkswirtschaften

Der Internationale Währungsfonds warnt in einer am 22.02.2019 veröffentlichten Studie vor einer zunehmenden Krisenanfälligkeit der karibischen Volkswirtschaften. Nicht vorhersehbare Wiederaufbaukosten nach den Stürmen von 2017 sowie einbrechende Einnahmen aus dem Citizenship by Investment-Programm führen dazu, dass für die meisten Länder eine tragfähige Verschuldung von 60 Prozent des Bruttoinlandsprodukts unerreichbar bleibt.

+++Jan/19+++

Karibische Regierungen besorgt über Krise in Venezuela

Die Staats- und Regierungschefs von drei kleinen karibischen Inselstaaten haben sich am 28.01.2019 in New York mit UN-Generalsekretär Guterres getroffen, um über die Folgen der politischen, sozialen und wirtschaftlichen Krise in Venezuela zu beraten. Neben der Verflechtung mit der venezolanischen Ölindustrie über das PETROCARIBE Programm, welches ihnen in der Vergangenheit verbilligten Zugang zu venezolanischem Öl gesichert hatte, bewegt auch die Furcht vor einer massiven Fluchtbewegung die Regierungen. Die CARICOM-Staaten haben den venezolanischen Konfliktparteien ihre Dienste als neutrale Vermittler angeboten.

+++Jan/19+++

Keine Umschuldung für Barbados

Im Januar hatte sich das hochverschuldete Barbados um eine Schuldenerleichterung gegenüber seinen beiden öffentlichen Gläubigern Kanada und China bemüht. Kanada verwies Barbados an den Pariser Club. Verhandlungen dort aber machten keinen Sinn: Außer Kanada hält kein anderes Mitglied des Pariser Clubs Forderungen an Barbados.

 

Jubilee Caribbean ist das regionale Entschuldungsnetzwerk in der Karibik. Nach der verheerenden Hurrikan-Saison 2017 schlossen sich die Mitglieder aus Kirche und Zivilgesellschaft zusammen, um sich gemeinsam für einen wirksamen Entschuldungsmechanismus für den Katastrophenfall einzusetzen.

Kampagnen-Video

Weitere Informationen

  • zur Zerstörung durch Hurrikans und den Aus­wirkungen des Klimawandels auf die Ostkaribik
  • zur regionalen Verschuldungssituation und
  • zum von Jubilee Caribbean angestrebten Entschuldungs­mechanismus im Katastrophenfall

liefert die erlassjahr.de-Fachinformation 59: „Vor dem (nächsten) Sturm: Entschuldung als Krisenreaktion in der Karibik“.

Hier könnt ihr außerdem den Kampagnen-Flyer zum Verteilen und aus Auslegen bestellen.

Auch bei der erlassjahr.de-Jahrestagung 2019 in Mainz war die Kampagne Schwerpunkt der Informations- und Diskussionsrunden.

 

 

 

 

Gefördert durch ENGAGEMENT GLOBAL mit Mitteln des

Für den Inhalt dieser Publikation ist allein erlassjahr.de – Entwicklung braucht Entschuldung e.V. verantwortlich; die hier dargestellten Positionen geben nicht den Standpunkt von Engagement Global und dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung wieder.