Antigua und Barbuda

Hat Antigua und Barbuda ein Schuldenproblem?

Der Staat Antigua und Barbuda ist deutlich jenseits der aktuellen Grenzwerte für Schuldentragfähigkeit verschuldet. Allerdings entfällt rund die Hälfte der Schulden auf heimische Kreditgeber. Private Bürger/innen und Unternehmen sind kaum im Ausland verschuldet, weswegen die Indikatoren für die Auslandsverschuldung weniger dramatisch aussehen beziehungsweise sogar deutlich unter den Grenzwerten liegen.

Die wichtigsten Schuldenindikatoren (Stand 2022):

IndikatorAusprägungGrenzwert
Auslandsverschuldung im Verhältnis zum Bruttonationaleinkommen (%)51,640
Auslandsverschuldung im Verhältnis zu den jährlichen Exporteinnahmen (%)150
Jährlicher Schuldendienst im Verhältnis zu den jährlichen Exporteinnahmen (%)10,915
Öffentliche Verschuldung im Verhältnis zum BIP (%)86,250
Öffentliche Verschuldung im Verhältnis zu den öffentlichen Einnahmen (%)427,8200
Auslandsschuldenstand (US-Dollar)
Schuldendienst: Zinsen und Tilgungen an ausländische Gläubiger (US-Dollar)

Bei kursiv gesetzten Werten handelt es sich um Vorhersagen.

Erklärung zu den Indikatoren und Grenzwerten

Wer sind die Gläubiger von Antigua und Barbuda?

Es existiert keine öffentlich zugängliche Quelle, welche nach konzessionären und nicht-konzessionären Schulden auf Seiten der einzelnen Gläubiger unterscheiden. Allerdings enthält der letzte veröffentlichte Artikel-IV-Bericht des IWF ein detailliertes Gläubigerprofil für Ende 2013, welches ersatzweise hier widergeben wird. Es ist davon auszugehen, dass die große Mehrheit der Auslandsverbindlichkeiten zu nicht-konzessionären Bedingungen besteht.

Antigua und Barbuda ist fast ausschließlich bei öffentlichen Gläubigern verschuldet, was für ein Hocheinkommensland außergewöhnlich ist.

IWF (2015): “Antigua and Barbuda : Staff Report for the 2014 Article IV Consultation and Second Post-Program Monitoring”, S. 35.

Trend

Die kritischen Schuldenindikatoren von Antigua und Barbuda liegen recht stabil jenseits der jeweiligen Grenzwerte.

Bisherige Schuldenerleichterungen für Antigua und Barbuda

Im September 2010 hat Antigua und Barbuda 110 Millionen US-Dollar im Pariser Club unter Classic Terms, das heißt ohne ein Erlasselement umgeschuldet.

Aktuelle Risiken für die Schuldentragfähigkeit

Am 6./7. September 2017 wurde die deutlich kleinere der beiden Inseln, Barbuda, von Hurrikan Irma zu rund 95 Prozent zerstört. Der Premierminister schätzte noch am gleichen Tag die materiellen Verluste auf 150 Millionen US-Dollar. Der IWF hat Finanzhilfen aus seinem Rapid Financing Instrument (RFI) angeboten. Dabei handelt es sich um ein marktmäßiges Kreditfenster. Entsprechend würden solche Finanzhilfen die Verschuldung weiter ansteigen lassen, wenn auch der Umfang im Vergleich zu den bereits bestehenden Schulden wie auch zu den geschätzten Kosten für den Wiederaufbau relativ bescheiden wäre: Die RFI kann maximal 60 Prozent der IWF-Quote eines Landes – im Fall von Antigua und Barbuda sind das 20 Millionen Sonderziehungsrechte (SZR), knapp 30 Millionen US-Dollar – betragen.

Es steht zu befürchten, dass wegen der Abhängigkeit des Landes vom Tourismus, die Schäden durch den Hurrikan noch relativ lange nachwirken, im schlimmsten Fall eine ganze Winter-Saison gefährden können.

Politische Empfehlungen

Hurrikan Irma hat (erneut) gezeigt, wie verwundbar die kleinen Inselstaaten der Ostkaribik durch Naturkatastrophen sind. Die Regierung sollte deshalb unter dem Eindruck von Irma zusammen mit anderen betroffenen Staaten die Initiative zur Schaffung einer Entschuldungsinitiative für schwer verschuldete karibische Inselstaaten ergreifen, um sicherzustellen, dass bei weiteren ähnlichen Katastrophen der Schuldendienst umgehend gestoppt werden und in Katastrophenhilfe sowie erste Wiederaufbau-Anstrengungen umgeleitet werden kann.

Weiterführende Informationen und Materialien

 

Stand: September 2017 (mit Ausnahme der Tabelle “Die wichtigsten Schuldenindikatoren”)

 

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