Bahamas

Haben die Bahamas ein Schuldenproblem?

Als vom Tourismus abhängiges Land sind die Bahamas vom Lockdown infolge von Corona schwer getroffen. Das zuvor wenig überschuldungsgefährdete Land ist damit in eine kritische Situation geraten.

Die wichtigsten Schuldenindikatoren (Stand: Schätzungen für Ende 2020)

IndikatorAusprägungGrenzwert
Auslandsverschuldung im Verhältnis zum Bruttonationaleinkommen (%)29,240
Auslandsverschuldung im Verhältnis zu den jährlichen Exporteinnahmen (%)188,0150
Jährlicher Schuldendienst im Verhältnis zu den jährlichen Exporteinnahmen (%)22,915
Öffentliche Verschuldung im Verhältnis zum BIP (%)68,750
Öffentliche Verschuldung im Verhältnis zu den öffentlichen Einnahmen (%)408,9200
Auslandsschuldenstand (US-Dollar)3,317 Mrd.
Schuldendienst: Zinsen und Tilgungen an ausländische Gläubiger (US-Dollar)381,1 Mio.

Erklärung zu den Indikatoren und Grenzwerten

Wer sind die Gläubiger der Bahamas?

Die Bahamas berichten nicht an das Debtor Reporting System der Weltbank. Deswegen liegen kohärente und aktualisierte Daten zur Auslandsverschuldung und zu den Gläubigerprofilen nicht vor.

Die Mitglieder des Pariser Clubs, einschließlich Deutschland, halten keine Forderungen an die Bahamas. Dagegen ist China mit Ausleihungen von bislang mehr als 2,5 Milliarden US-Dollar an die Bahamas ein bedeutender Gläubiger. Wie viel davon bereits zurück gezahlt wurde, ist nicht bekannt.

Von den Schulden des Staates und der parastaatlichen Institutionen entfallen rund zwei Drittel auf nationale und ein Drittel auf ausländische Gläubiger.

Trend

Die öffentlichen Schulden im Inland und im Ausland sind im Laufe der Dekade deutlich angestiegen. Hurrikan „Dorian“ hatte 2019 nicht nur zu mehr als 50 Todesopfern, sondern auch bereits zu einer spürbaren Belastung der öffentlichen Haushalte geführt. Mit dem Ausbruch der COVID-19-Pandemie und dem dadurch ausgelösten Einbruch des Tourismus um 70 Prozent sind alle Indikatoren stärker als je zuvor angestiegen. Die Bahamas sind eines der wenigen Länder, für die der Internationale Währungsfonds (IWF) nach dem prognostizierten dramatischen Wirtschaftseinbruch 2020 nicht schon für 2021 eine schnelle Erholung vorhersagt. Vielmehr soll das Bruttoinlandsprodukt um weitere 2,1 Prozent schrumpfen. Damit geraten die Bahamas in ernsthafte Zahlungsschwierigkeiten. Bereits im Juni hatte die Ratingagentur Moody’s die Kreditwürdigkeit des Landes wegen der Auswirkungen der Pandemie herabgestuft und zudem die Aussichten auf „negativ“ gesetzt.

Bisherige Schuldenerleichterungen für die Bahamas

Bislang haben die Bahamas weder mit ihren öffentlichen noch mit ihren privaten Gläubigern Umschuldungsvereinbarungen getroffen.

Aktuelle Risiken für die Schuldentragfähigkeit

„Dorian“ hat 2019 bereits einen Eindruck davon vermittelt, was die Zunahme der Stärke tropischer Wirbelstürme auch für bislang eher weniger betroffene Staaten wie die Bahamas bedeuten können. Auch mit einer Zunahme der Häufigkeit von Stürmen ist nach Ansicht von Klimaforscher*innen zu rechnen.

Sollte die Corona-Pandemie nicht so schnell eingedämmt werden können, dass zumindest ein Teil der Haupttourismus-Saison im Nord-Winter 2020/2021 gerettet werden kann, droht zahlreichen Betrieben und eventuell auch den öffentlichen Haushalten die Zahlungsunfähigkeit.

Politische Empfehlungen

Die Realwirtschaft und die öffentlichen Finanzen der Bahamas werden tendenziell überlagert durch den Charakter der Inseln als Steuerparadies. Vereinbarungen mit den Gläubigern der öffentlichen Hand werden daher nur bedingt möglich sein, auch wenn ein nächster Hurrikan oder die anhaltende Rezession als Folge der Pandemie dies eigentlich notwendig macht.

 

Stand: November 2020