Kiribati

Hat Kiribati ein Schuldenproblem?

Kiribati hat aktuell keine Zahlungsprobleme, wird aber nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds (IWF) in sehr naher Zukunft selbst ohne weitere externe Schocks wichtige Schuldenindikatoren überschreiten.

Die wichtigsten Schuldenindikatoren (Stand 2017)

IndikatorAusprägungGrenzwert
Auslandsverschuldung im Verhältnis zum Bruttonationaleinkommen (%)21,040
Auslandsverschuldung im Verhältnis zu den jährlichen Exporteinnahmen (%)30,1150
Jährlicher Schuldendienst im Verhältnis zu den jährlichen Exporteinnahmen (%)0,4*15
Öffentliche Verschuldung im Verhältnis zum BIP (%)26,350
Öffentliche Verschuldung im Verhältnis zu den öffentlichen Einnahmen (%)21,7200
Auslandsschuldenstand (US-Dollar)43,0 Mio.
Schuldendienst: Zinsen und Tilgungen an ausländische Gläubiger (US-Dollar)1,0 Mio.

Erklärung zu den Indikatoren und Grenzwerten

* Angabe in Barwerten auf der Grundlage von IWF 2019, da Kiribati nicht an das Debtor Reporting System der Weltbank berichtet.

Wer sind die Gläubiger von Kiribati?

Alle Auslandsschulden von Kiribati entfallen auf den öffentlichen Sektor.

Der IWF identifiziert zwei bedeutende Gläubiger von Kiribati, nämlich die Asiatische Entwicklungsbank mit Forderungen von umgerechnet 22,2 Millionen US-Dollar und die Taiwanesische Entwicklungsbank (Overseas Cooperation and Development Fund, OCF) mit umgerechnet 13,9 Millionen US-Dollar.

Weder die Bundesregierung noch irgendein anderes Mitglied des Pariser Clubs hält Forderungen an Kiribati.

Trend

Sowohl die absoluten Schuldenstände als auch deren Verhältnis zur Wirtschaftsleistung sind seit Beginn der Dekade deutlich angestiegen. Der IWF geht von einem weiteren Anstieg bis 2022 aus und begründet damit Kiribatis Kategorisierung als Land mit hohem Überschuldungsrisiko.

Bisherige Schuldenerleichterungen für Kiribati

Kiribati hat bislang weder mit seinen öffentlichen noch mit seinen privaten Gläubigern Schuldenerleichterungen ausgehandelt.

Aktuelle Risiken für die Schuldentragfähigkeit

Auch wenn alle Indikatoren aktuell noch unter den relevanten kritischen Grenzwerten liegen, sieht der IWF Kiribati durch ein hohes Überschuldungsrisiko bedroht, weil selbst in dem üblicherweise eher optimistischen Basisszenario sowohl die öffentlichen Schulden als auch die gesamten Auslandsschulden im Vorhersagezeitraum bis 2022 die im Debt Sustainability Framework vorgesehenen Tragfähigkeitsgrenzen überschreiten werden.

Weitere potenziell destabilisierende Faktoren für die Tragfähigkeit von Kiribatis Auslandsschulden über die Annahmen im Basisszenario des IWF hinaus sind die geringe Größe und damit Schockresilienz des Landes, die Abhängigkeit von nur zwei exportfähigen Produkten (Fischereilizenzen und in geringerem Maße Kopra) sowie die hohe Abhängigkeit von Zuschüssen aus wenigen Quellen im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit. Außerdem steigen die Kosten für eine Bewältigung der Folgen des Klimawandels nach einer Studie der Weltbank bis 2040 auf 12 Prozent der Wirtschaftsleistung pro Jahr. Dies ist im IWF-Basisszenario noch nicht berücksichtigt.

Politische Empfehlungen

Da im Moment keine akute Zahlungsunfähigkeit besteht, wäre es nicht sinnvoll zum jetzigen Zeitpunkt auf eine Schuldenerleichterung für Kiribati hinzuwirken. Eine Zahlungsunfähigkeit droht auch ohne externe Schocks aber bereits im Jahr 2022. Deshalb wäre es sinnvoll, für diesen Fall einen Fahrplan für Verhandlungen und zu erreichende Schuldenerleichterungen mit den wichtigen Gläubigern – in diesem Fall der Asiatischen Entwicklungsbank und der Regierung von Taiwan – zu vereinbaren. Letztere könnte dafür aufgeschlossen sein, da Taiwan auch als Gläubiger Grenadas bereit war, dieser karibischen Insel ein Moratorium für den Fall einer Naturkatastrophe präventiv einzuräumen, während die reicheren Mitglieder des Pariser Club sich nur zu einer gänzlich wirkungslosen „Hurrikan-Klausel“ bereit fanden.

Als Blaupause für eine präventive Vereinbarung könnte der von Jubilee Caribbean entwickelte Vorschlag einer Heavily Indebted Caribbean Countries Initiative dienen.

 

Stand: Mai 2019

 

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