Myanmar

Hat Myanmar ein Schuldenproblem?

Aktuell ist Myanmar nicht überschuldungsgefährdet.

Die wichtigsten Schuldenindikatoren (Stand 2016)

IndikatorAusprägungGrenzwert
Auslandsverschuldung im Verhältnis zum Bruttonationaleinkommen (%)11,3*40
Auslandsverschuldung im Verhältnis zu den jährlichen Exporteinnahmen (%)172,5150
Jährlicher Schuldendienst im Verhältnis zu den jährlichen Exporteinnahmen(%)0,815
Öffentliche Verschuldung im Verhältnis zum BIP (%)34,650
Öffentliche Verschuldung im Verhältnis zu den öffentlichen Einnahmen (%)184200
Auslandsschuldenstand (US-Dollar)6,453 Mrd.
Schuldendienst: Zinsen und Tilgungen an ausländische Gläubiger (US-Dollar)100,0 Mio.

*Stand 2015
Daten zu öffentlicher Verschuldung: eigene Berechnung nach IWF-Daten

Erklärung zu den Indikatoren und Grenzwerten

Wer sind die Gläubiger von Myanmar?

Erklärung der Schuldenkategorien

 Die gesamten Auslandsschulden eines Landes setzen sich aus den Schulden des öffentlichen Sektors und denen des Privatsektors zusammen. Im Diagramm sind öffentliche Schulden mit Vollfarben und private Auslandsschulden schraffiert dargestellt.

Bei den öffentlichen Schulden werden drei Gläubigergruppen unterschieden, nämlich multilaterale öffentliche Gläubiger – das sind vor allem Entwicklungsbanken und der IWF -, bilaterale öffentliche Gläubiger – das sind andere Regierungen – und private Gläubiger.

Bei den beiden öffentlichen Gläubigerkategorien unterscheiden wir zudem nach konzessionären, also zinsgünstigen Krediten zu Entwicklungshilfebedingungen, und Krediten zu Marktbedingungen („nicht-konzessionäre“).

Bei den öffentlichen Schulden bei privaten Gläubigern unterscheiden wir die beiden Hauptinstrumente, nämlich Bankkredite und Anleihen. Diese beiden Instrumente unterscheiden wir auch bei den Auslandsschulden des Privatsektors.

Bis auf einen kleinen Bestand 2015 aufgenommener privater Bankkredite bestehen alle Auslandsschulden Myanmars von Seiten des Staates oder sind von ihm garantiert. Dabei spielen nach der langen Phase der Militärdiktatur multilaterale Geber noch keine Rolle. Vielmehr bestehen rund vier Fünftel gegenüber ausländischen Entwicklungshilfegebern und der Rest gegenüber ausländischen privaten Banken.

Wie in zahlreichen anderen Ländern sind auch in Myanmar die hier zugrunde gelegten Daten der Weltbank nicht konsistent mit denen des Pariser Clubs: Während die Weltbank praktische keine bilateralen Handelsforderungen ausweist, beanspruchen die im Pariser Club organisierten Gläubigerregierungen insgesamt knapp 1,2 Milliarden US-Dollar, davon Deutschland alleine 542 Millionen Euro.

In jedem Fall gehört Myanmar zu den Ländern, die noch hauptsächlich beim Pariser Club verschuldet sind und in denen dieser nicht längst von China und weiteren Schwellenändern ausgestochen wurde.

Trend

Als Folge des Pariser Club-Abkommens von 2013 (siehe unten) und des weiterhin schwierigen Zugangs Myanmars zu privaten und multilateralen Finanzierungen sind Myanmars Auslandsschulden seit Beginn der Dekade gesunken. Entsprechend sind die Indikatoren im deutlich unproblematischen Bereich und Myanmar gehört nicht zu den Ländern, die erlassjahr.de im Schuldenreport 2018 als überschuldungsgefährdet einstuft.

Bisherige Schuldenerleichterungen für Myanmar

Im Januar 2013 erhielt Myanmar eine großzügige Umschuldung von seinen Pariser Club-Gläubigern als „Belohnung“ für den zu jener Zeit eingeleiteten Übergang von der offenen Militärdiktatur zu einem parlamentarischen System. Von damals bestehenden rund 15,3 Milliarden US-Dollar Auslandsschulden hielt der Pariser Club rund zwei Drittel (10,3 Milliarden US-Dollar), die bis auf rund 500 Millionen US-Dollar in das Abkommen sämtlich einbezogen wurden. Knapp zwei Drittel (5.5 Milliarden US-Dollar.) wurden gestrichen; der Rest (4,3 Milliarden US-Dollar) langfristig umgeschuldet. Knapp eine Milliarde US-Dollar hatte im Jahr zuvor für Zahlungsrückstände bei multilateralen Gläubigern gezahlt werden müssen. Da das Land dazu nicht in der Lage war, erhielt es dazu neue bilaterale Kredite, die aber gleich in das Schuldenreduzierungsabkommen von 2013 einbezogen worden waren. Norwegen hatte als einziges Pariser Club-Mitglied seine gesamten Forderungen an Myanmar erlassen, wodurch der eigentlich nur 50-prozentige Erlass auf rund 60 Prozent angehoben wurde. Japan als wichtigster bilateraler Gläubiger ging ebenfalls über die vereinbarten 50 Prozent Erlass hinaus.

Die politische Opposition des Landes und auch die britische Jubilee Debt Campaign hatten seinerzeit die Streichung der Schulden als eine Verwischung der Spuren der Zusammenarbeit der Militärs mit ihren westlichen Financiers kritisiert.

Aktuelle Risiken für die Schuldentragfähigkeit

Nach der umfassenden Regelung seiner Altschulden ist Myanmar nicht mehr überschuldungsgefährdet.

Politische Empfehlungen

Myanmar und seine Gläubiger haben es bei der Regelung von 2013 vermieden, die fragwürdige Kreditvergabe an die verschiedenen Militärregierungen seit 1962 aufzuarbeiten. Da von den mehr als 6 Milliarden US-Dollar Auslandsschulden wegen der langfristigen Umschuldung immer noch rund 4 Milliarden auf die Altschulden entfallen, bestünde die Möglichkeit zu einem Schuldenaudit, um den Verantwortlichen für die damalige Überschuldung auf die Schliche zu kommen, auch heute noch.

 

Stand: September 2018

 

Gefördert durch ENGAGEMENT GLOBAL mit Mitteln des