Philippinen

Haben die Philippinen ein Schuldenproblem?

Nein.

Die wichtigsten Schuldenindikatoren (Stand Ende 2020)

IndikatorAusprägungGrenzwert
Auslandsverschuldung im Verhältnis zum Bruttonationaleinkommen (%)23,040
Auslandsverschuldung im Verhältnis zu den jährlichen Exporteinnahmen (%)84,9150
Jährlicher Schuldendienst im Verhältnis zu den jährlichen Exporteinnahmen (%)11,915
Öffentliche Verschuldung im Verhältnis zum BIP (%)48,950
Öffentliche Verschuldung im Verhältnis zu den öffentlichen Einnahmen (%)248,8200
Auslandsschuldenstand Ende 2019 (US-Dollar)83,661 Mrd.
Schuldendienst: Zinsen und Tilgungen an ausländische Gläubiger 2019 (US-Dollar)10,484 Mrd.

Erklärung zu den Indikatoren und Grenzwerten

Alle Indikatoren liegen im unkritischen Bereich mit Ausnahme der öffentlichen Schulden im Verhältnis zu den öffentlichen Einnahmen, die rund 50 Prozentpunkte höher liegen als der niedrigste Grenzwert. Dies ist allerdings weniger auf eine außergewöhnliche hohe Verschuldung als auf im regionalen Vergleich außergewöhnlich niedrige Steuereinnahmen zurückzuführen.

Wer sind die Gläubiger der Philippinen?

Erklärung der Schuldenkategorien
Die gesamten Auslandsschulden eines Landes setzen sich aus den Schulden des öffentlichen Sektors und denen des Privatsektors zusammen. Im Diagramm sind öffentliche Schulden mit Vollfarben und private Auslandsschulden schraffiert dargestellt.

Bei den öffentlichen Schulden werden drei Gläubigergruppen unterschieden, nämlich multilaterale öffentliche Gläubiger – das sind vor allem Entwicklungsbanken und der IWF -, bilaterale öffentliche Gläubiger – das sind andere Regierungen – und private Gläubiger.

Bei den beiden öffentlichen Gläubigerkategorien unterscheiden wir zudem nach konzessionären, also zinsgünstigen Krediten zu Entwicklungshilfebedingungen, und Krediten zu Marktbedingungen („nicht-konzessionäre“).

Bei den öffentlichen Schulden bei privaten Gläubigern unterscheiden wir die beiden Hauptinstrumente, nämlich Bankkredite und Anleihen. Diese beiden Instrumente unterscheiden wir auch bei den Auslandsschulden des Privatsektors.

Das Gläubigerprofil der Philippinen hat sich in den letzten fünf Jahren recht deutlich verändert. Drei Viertel der Auslandsschulden entfallen inzwischen (wieder) auf den Staat. Deutlich zugenommen haben dabei die multilateralen nicht-konzessionären Forderungen sowie erstaunlicherweise gegen den globalen Trend schrumpfender Entwicklungszusammenarbeit bilaterale konzessionäre Kredite.

Die Philippinen sind weiterhin ein bevorzugtes Ziel konzessionärer Finanzierungen aus multilateralen und bilateralen Quellen. Zu diesen gehört auch Deutschland, dem die Philippinen aktuell 105 Millionen Euro aus der Entwicklungshilfe schulden. Deutsche Handelsforderungen bestehen nicht, da es in jüngerer Zeit keine Entschädigungen aus Handelsbürgschaften gegeben hat. Wie in anderen Ländern auch, weist der Pariser Club für seine Mitglieder mehr Forderungenaus der Finanziellen Zusammenarbeit (nämlich knapp 8 Milliarden US-Dollar) auf, als die Weltbank überhaupt als bilaterale Schulden der Philippinen anerkennt. China ist ein vergleichsweise bescheidener Gläubiger der Philippen, was mit den militärischen Spannungen zwischen beiden Ländern zusammenhängen könnte.

Trend

Die Philippinen waren vor der Jahrtausendwende eines der prominent verschuldeten Länder des globalen Südens. Eine vergleichsweise erfolgreiche Exportförderungspolitik sowie drastische Sparmaßnahmen im Innern haben die Schuldenindikatoren weitgehend in den unproblematischen Bereich gedrückt. Dynamisch wachsend sind nur die beiden Indikatoren, die sich auch auf die gesamte (interne und externe) öffentliche Schulden beziehen, nicht aber die für die gesamten (privaten und öffentlichen) Auslandsschulden.

Bisherige Schuldenerleichterungen für die Philippinen?

Die Philippinen haben zwischen 1984 und 1994 fünfmal im Pariser Club mit ihren öffentlichen Gläubigern Umschuldungen vereinbart. Nur die beiden letzten Abkommen von 1991 und 1994 implizierten unter den Houston Terms begrenzte Erleichterungen beim Schuldendienst. Für die multilaterale HIPC-Initiative waren die Philippinen nicht qualifiziert.

Im gleichen Zeitraum gab es allerdings vier bedeutende Umschuldungen mit privaten Gläubigern, die 1986, 1987, 1990 und 1992 insgesamt mehr als 19,5 Milliarden US-Dollar umschuldeten.

Für die Streichung von laufendem Schuldendienst an den Internationalen Währungsfonds (IWF) unter der CCRT-Initiative, sowie für das von G20 und Pariser Club beschlossene Moratorium (Debt Service Suspansion Initiative, DSSI), mit denen Anfang 2020 der Kampf ärmerer Länder gegen die COVID-19-Pandemie unterstützt werden sollte, waren die Philippinen, obwohl ein Land mit „niedrigem mittlerem“ Einkommen nicht qualifiziert.

Aktuelle Risiken für die Schuldentragfähigkeit

Eine akute Gefahr für die Tragfähigkeit der philippinischen Auslandsschulden besteht nicht. Der IWF verweist in einer grundsätzlich optimistischen Einschätzung auf die relativ niedrige Steuerquote des Landes und mahnt die Regierung zu mehr Steuergerechtigkeit.

Die Philippinen haben sich sogar bei der Bewältigung des katastrophalen Hurrikans „Hayan“ zumindest makroökonomisch als bemerkenswert widerstandsfähig erwiesen.

Politische Empfehlungen

Die philippinische Freedom from Debt Coalition (FDC) ist eine der traditionsreichsten Entschuldungsbewegungen der Welt. Sie kritisiert seit zwanzig Jahren das Automatic Appropriations Law, mit dem die Philippinen den öffentlichen Schuldendienst vor allen anderen öffentlichen Ausgaben priorisieren. Während das Gesetzt zweifellos zum sehr guten Standing des Landes an den internationalen Kapitalmärkten beigetragen hat, weist die FDC darauf hin, dass dieser Erfolg nur durch die massive Einschränkung sozialer Ausgaben möglich ist.

Die FDC fordert überdies eine umfassende Überprüfung der Legitimität der öffentlichen und Auslandsschulden des Landes.

Stand: Dezember 2020