Südsudan

Hat Südsudan ein Schuldenproblem?

Südsudan begann seine Unabhängigkeit im Jahr 2011 ohne einen Teil der Schulden des Sudan übernehmen zu müssen. Gleichwohl hat die junge Republik seit ihrer Gründung eine nicht tragbare Verschuldung gegenüber inländischen und ausländischen Gläubigern angehäuft. Dies liegt weniger an den besonders hohen Schuldenindikatoren als an der schwachen Regierungsführung im Kontext des 2013 begonnenen und im September 2018 vorläufig beendeten Bürgerkriegs sowie dem zwischenzeitlichen Verfall des Ölpreises im Jahr 2014.

Die wichtigsten Schuldenindikatoren (Stand 2018)

IndikatorAusprägungGrenzwert
Auslandsverschuldung im Verhältnis zum Bruttonationaleinkommen (%)38,040
Auslandsverschuldung im Verhältnis zu den jährlichen Exporteinnahmen (%)47,1150
Jährlicher Schuldendienst im Verhältnis zu den jährlichen Exporteinnahmen (%)8,815
Öffentliche Verschuldung im Verhältnis zum BIP (%)43,850
Öffentliche Verschuldung im Verhältnis zu den öffentlichen Einnahmen (%)127,8200
Auslandsschuldenstand (US-Dollar)1,319 Mrd.
Schuldendienst: Zinsen und Tilgungen an ausländische Gläubiger (US-Dollar)206,6 Mio.

Erklärung zu den Indikatoren und Grenzwerten

Wer sind die Gläubiger des Süd-Sudan?

Erklärung der Schuldenkategorien

 Die gesamten Auslandsschulden eines Landes setzen sich aus den Schulden des öffentlichen Sektors und denen des Privatsektors zusammen. Im Diagramm sind öffentliche Schulden mit Vollfarben und private Auslandsschulden schraffiert dargestellt.

Bei den öffentlichen Schulden werden drei Gläubigergruppen unterschieden, nämlich multilaterale öffentliche Gläubiger – das sind vor allem Entwicklungsbanken und der IWF -, bilaterale öffentliche Gläubiger – das sind andere Regierungen – und private Gläubiger.

Bei den beiden öffentlichen Gläubigerkategorien unterscheiden wir zudem nach konzessionären, also zinsgünstigen Krediten zu Entwicklungshilfebedingungen, und Krediten zu Marktbedingungen („nicht-konzessionäre“).

Bei den öffentlichen Schulden bei privaten Gläubigern unterscheiden wir die beiden Hauptinstrumente, nämlich Bankkredite und Anleihen. Diese beiden Instrumente unterscheiden wir auch bei den Auslandsschulden des Privatsektors.

Südsudans Auslandsschulden bestehen ohne Ausnahme auf Seiten des Staates. Private Auslandsschulden gibt es nicht. Ein für ein armes Land relativ geringer Teil entfällt auf multilaterale Entwicklungskredite, namentlich von der Weltbank (53 Millionen US-Dollar) und der Afrikanischen Entwicklungsbank (28 Millionen US-Dollar). Die bilateralen Schulden bestehen gegenüber der chinesischen Exim-Bank (150 Millionen US-Dollar, vermutlich zu nicht-konzessionären Bedingungen) und der Nationalbank von Katar (803 Millionen US-Dollar). Von letzterem Betrag wird hier angenommen, dass sie zu konzessionären Bedingungen gewährt wurden. 175 Millionen US-Dollar der Schulden gegenüber Katar sind im Zahlungsverzug.

Rückstände gegenüber dem Sudan im Rahmen des Öl-Durchleitungsabkommens wurden Ende 2018 beglichen.

Trend

Seit 2012 weist der Südsudan Zahlungsrückstände gegenüber heimischen und ausländischen Gläubigern auf – auch wenn die offiziellen Schuldenindikatoren durchweg stabil unter den normalen Grenzwerten liegen. Wegen der schwachen Regierungsführung setzt der Internationale Währungsfonds (IWF) durchgängig niedrigere Grenzwerte an als erlassjahr.de und begründet damit seine kritischere Beurteilung der Schuldentragfähigkeit.

Bisherige Schuldenerleichterungen für den Süd-Sudan

Südsudan hat bislang noch mit keinem Gläubiger Schuldenerleichterungen ausgehandelt.

2018 wurden bis dahin aufgelaufene Schuldenerleichterungen gegenüber der Nationalbank von Katar beglichen.

Aktuelle Risiken für die Schuldentragfähigkeit

Südsudan ist, was Hartwährungseinnahmen betrifft, vollständig vom Ölexport abhängig. Entsprechend hart getroffen wurde das Land von dem Einbruch des Ölpreises 2014 – neben dem Ausbruch des Bürgerkriegs, der mit Unterbrechungen seit 2013 anhält, der wichtigste destabilisierende Faktor.

Politische Empfehlungen

Eine Bewältigung der aktuellen Krise setzt mehr als nur einen verlässlichen Schuldenerlass voraus, deswegen muss dieser mit einer innenpolitischen Stabilisierung verbunden werden. Da Katar und die Volksrepublik China die wichtigsten Gläubiger sind, sollten die im Südsudan engagierten multilateralen Finanzinstitutionen Weltbank und Afrikanische Entwicklungsbank den Dialog mit diesen beiden Gläubigern suchen und mit ihnen der Regierung des Südsudan ein Entschuldungsangebot auf der Grundlage politischer Stabilisierung, einer schrittweisen Diversifizierung der Volkswirtschaft und der Einhaltung von Menschenrechten unterbreiten.

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Stand: September 2019

 

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