18. März 2017

Schuldenschnitt in Baden-Baden

© Philipp Striegler

20 Menschen in den Fahnen der Debt20-Länder, etwa 150 Aktivistinnen und Aktivisten, jede Menge Journalist/innen und Kamera-Teams und – wie erwartet – kein einziger Finanzminister, um einen symbolischen Schuldenschnitt durchzuführen.

In der Ansprache direkt gegenüber vom Baden-Badener Kurhaus, in dem sich die G20-Finanzminister/innen trafen, erklärte Jürgen Kaiser, Politischer Koordinator von erlassjahr.de: „Kredite und damit Schulden sind eines der wichtigsten Elemente einer kapitalistischen Wirtschaft. Wenn alles gut geht, profitieren von einem Kredit beide Seiten. Aber wenn nicht, entlässt der Geldgeber sich selbst aus der Verantwortung und der Schuldner findet sich schnell in einer Falle wieder, aus der es auch bei größten Opfern keinen Ausweg gibt.“

Wie stark eine zu hohe Schuldenlast vor allem armen Länder die Luft abschnürt, wurde bei der Inszenierung von erlassjahr.de und ACK Baden- Baden am 17. März 2017 deutlich. Um die Hälse der 20 Menschen in den Fahnen der Debt20 hingen große, mit Geldscheinen bedruckte Heliumballons.

Die Percussion-Gruppe Terricafó aus Freiburg sorgte für die stimmungsvolle Begleitung der Aktion / © Stephanie Handtmann

Als Vertreter der Debt20 waren Dr. Fanwell Bokosi vom afrikanischen Entschuldungsnetzwerk AFRODAD und der ecuadorianische Ökonom Alberto Acosta dabei. Bokosi erklärte: „Die G20 reden viel von Stabilität und Resilienz, aber gleichzeitig fördern sie die Kreditvergabe an ressourcenreiche Länder in Afrika. Viele dieser Kredite bedeuten hohe Gewinne für multinationale Unternehmen, aber die Kosten für die Rückzahlung tragen letztendlich die Bürgerinnen und Bürger.“ Und Acosta, der vor einigen Jahren selbst Minister in Ecuador war, will von seinem Ex-Kollegen Schäuble wissen, warum die Griechen heute nicht die gleiche Behandlung bekommen können, wie Deutschland zu Beginn der 50er Jahre, als ein umfassender Schuldenerlass der Bundesrepublik half, wirtschaftlich wieder auf die Beine zu kommen.

Da kein Minister gekommen war, übernimmt Jürgen Kaiser von erlassjahr.de den symbolischen Schuldenschnitt selbst / © Philipp Striegler

erlassjahr.de hatte die G20-Finanzminister/innen im Vorfeld der Aktion eingeladen, den symbolischen Schuldenschnitt selbst durchzuführen. Wie erwartet ließ sich keiner blicken. Die Aktiven vor Ort nahmen es als selbst in die Hand, die verschuldeten Staaten mit einem symbolischen Schuldenschnitt von ihrer Last zu befreien.

Im Anschluss an die Aktion versammelten sich die Aktivist/innen und Interessierte in der Spitalkirche. Dort stellten sich die lokalen Kooperationspartner der Kampagne vor, es gab die Möglichkeit mit Fanwell Bokosi und Alberto Acosta ins Gespräch zu kommen und die Ausstellung „Stimmen der Debt20“ zeigte, was Menschen aus verschuldeten Ländern den G20 zu sagen haben.

Ökumenischer Gottesdienst in der Stadtkirche / © Bernhard Renz

Den Abschluss fand der Aktionstag mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Evangelischen Stadtkirche. Erzbischof Burger und Landesbischof Cornelius-Bundschuh sprachen sich in dem sehr gut besuchten Gottesdienst für einen Schuldenerlass aus.

 

Video: Debt20-Aktionstag zum G20-Finanzministertreffen