Die drohende Gefahr neuer Schuldenkrisen stand im Mittelpunkt der Jahrestagung des tansanischen Entschuldungsbündnisses am 11. April in Daressalam. Für erlassjahr.de war Kristina Rehbein dabei und stellte die Ergebnisse des Schuldenreports 2018 von erlassjahr.de und MISEREOR vor.
2018 ist das Jahr, in dem zu sagen ist: Die Schuldenkrise ist da! Dies zeigt der diesjährige Schuldenreport von erlassjahr.de und MISEREOR. Bezeichnend für die neue Schuldenkrise ist, dass sie in allen Regionen der Welt auftritt und ganz unterschiedliche Ländergruppen betrifft. Dieses Jahr sind daher zum ersten Mal auch langjährige Erfolgsgeschichten der Entschuldung im Schuldenreport zu finden. Dazu gehört auch das politisch wie wirtschaftlich eigentlich stabile Tansania.
Vielen ist noch gut in Erinnerung, wie im Rahmen der Entschuldungsinitiative für hoch verschuldete arme Länder ab 1999 in dem ostafrikanischen Land die Grundschulgebühren abgeschafft wurden. Heute zählt Tansania zu einer der am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften Afrikas. Dass Tansania nun im Schuldenreport auftaucht, bedeutet nicht sofort, dass sich das Land in einer Schuldenkrise befindet – so wie etwa Mosambik oder Gambia –, denn noch sind die Schuldenindikatoren, das heißt die Verschuldung des Landes im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung, relativ niedrig. Erst zwei der fünf untersuchten Indikatoren überschreiten kritische Grenzwerte. Doch die Verschuldungsdynamik ist dramatisch: Alle fünf Indikatoren haben sich im Zeitraum der letzten vier Jahre um mehr als 10 Prozent verschlechtert.
Passenderweise machte die Tanzania Coalition on Debt and Development (TCDD) die neuen Schuldenkrisen in afrikanischen Ländern zum Thema ihrer Jahrestagung. Diese stand bezeichnenderweise im Zeichen des 20-jährigen Bestehens des Netzwerks.
erlassjahr.de wurde zusammen mit dem African Forum and Network on Debt and Development (AFRODAD) dazu eingeladen, die heutige globale Verschuldungssituation sowie den aktuellen Stand der Debatte um neue Entschuldungsverfahren den Teilnehmer/innen nahezubringen. Ähnlich wie viele Aktivistinnen und Aktivisten hier in Deutschland nach der erfolgreichen Kampagne für die multilaterale Entschuldungsinitiative, hatten die nationalen Mitglieder der TCDD nicht erwartet, dass sie sich erneut mit der untragbaren Verschuldung in Tansania würden beschäftigen müssen. Nach der Entschuldung hatten sie sich – wie in vielen der entschuldeten Länder in Afrika – mit anderen Themen wie Haushaltsüberwachung und Schuldenmanagement befasst.
Die Erkenntnis, dass eine nächste Schuldenkrise nicht nur möglich ist, sondern in vielen Ländern bereits begonnen hat, trieb das Netzwerk nun an, wieder stärker auf die Entwicklung der Verschuldungssituation im Land zu schauen. Auch wird TCDD beraten, welche Rolle Tansania als „Champion“ für die Idee einer regionalen Entschuldungsinitiative spielen kann, damit Schuldenkrisen nicht wieder zum Schicksal werden. Denn mit den ineffizienten und unfairen Lösungen, die in den achtziger und neunziger Jahren von den Gläubigern propagiert wurden, haben die Bürger/innen Tansanias viele leidvolle Erfahrungen gemacht.