13. Oktober 2015

Bericht zur Fachtagung: „Subsahara-Afrika: Rückkehr der Schuldenkrise?“

Etwa 50 Interessierte trafen sich am 8. Oktober in den Räumen von Brot für die Welt, um über die drohenden neuen Schuldenkrisen in Subsahara-Afrika zu beraten. Dabei stand die Frage im Mittelpunkt, was die Zivilgesellschaft tun kann, um zu verhindern, dass die Überschuldung von Staaten Millionen von Menschen in die Armut treibt.

Dr. Fanwell Bokosi vom African Forum and Network on Debt and Development erklärte zum Einstieg, warum Überschuldung heute wieder ein Thema in vielen Staaten Subsahara-Afrikas ist. Obwohl viele dieser Staaten um das Jahr 2000 im Rahmen der Initiative für hoch verschuldete arme Staaten (HIPC) einen Schuldenerlass erhalten hatten, werden die Indikatoren in vielen dieser Länder in wenigen Jahren wieder auf dem gleichen Niveau wie vor der Entschuldung liegen. Das ist unter anderem der Abhängigkeit von Rohstoffexporten und der Währungsvolatilität geschuldet. Laut Bokosi steuerten heute viele Länder erneut auf eine Staatsschuldenkrise zu. Und wenn es dazu komme, dann sei klar, wer am meisten unter der Krise leide: die Ärmsten in den Schuldnerländern.

Um sich vertiefend mit den Hintergründen und Auswirkungen der neuen Schuldenkrisen in den Ländern Subsahara-Afrikas auseinander zu setzten, teilten sich die Konferenzteilnehmer/innen am Nachmittag auf drei länderbezogene Arbeitsgruppen auf. Boniface Samsoni Komba von der Tanzanian Coalition on Debt and Development und Geoffrey Chongo vom Jesuit Centre for Theological Reflection Zambia berichteten von der Gefahr neuer Schuldenkrisen in Tansania beziehungsweise Sambia. Obwohl die Verschuldungsindikatoren in beiden Ländern noch im unkritischen Bereich liegen, lässt die Rate, mit der die Verschuldung durch die Kreditaufnahme am internationalen Kapitalmarkt wächst, erneute Schuldenkrisen befürchten. In Sambia beispielsweise stieg die Verschuldung von 0,9 Milliarden US-Dollar 2009 auf 6 Milliarden US-Dollar 2011. Dabei ist besonders der exponentielle Anstieg besorgniserregend, zwischen 2006 und 2011 nahm die Verschuldung um 1 Milliarde US-Dollar zu, in den folgenden drei Jahren um 4 Milliarden US-Dollar.
Etwas anders sieht die Situation mittlerweile in Ghana aus. Laut Clara Osei-Boateng von SEND-Ghana befindet sich das Land bereits in einer Schuldenkrise. Die Verschuldungsindikatoren seien dort wieder auf das Niveau vor der 2004 erhaltenen Entschuldung im Rahmen der Initiative für hoch verschuldete arme Länder gestiegen.

Wolfgang Schonecke vom Netzwerk Afrika Deutschland wies in seiner Einführung darauf hin, dass zivilgesellschaftliches Engagement am erfolgreichsten ist, wenn die Zivilgesellschaften im Globalen Norden und im Globalen Süden gemeinsam an einem Strang ziehen. In der Abschlussdiskussion tauschten Aktive aus Nord und Süd dazu ihre Erfahrungen aus und diskutierten zivilgesellschaftliche Handlungsoptionen.

Es ist geplant, eine Arbeitsgruppe zum Thema „Drohende Schuldenkrisen in Subsahara-Afrika“ einzurichten. Interessierte können sich bei Kristina Rehbein melden.

Die Veranstaltung wurde von der Kirchlichen Arbeitsstelle Südliches Afrika, dem Netzwerk Afrika Deutschland, Social Justice in Global Development e.V., der Gemeinsamen Konferenz Kirche und Entwicklung sowie erlassjahr.de und Brot für die Welt organisiert.

151008_Donnerstagsgesprch

Im Anschluss ging die Diskussion beim 31. Donnerstagsgespräch der Kirchen weiter. Fanwell Bokosi diskutierte dort mit Stephanie Blankenburg von der UN-Konferenz für Handel und Entwicklung (UNCTAD) und Anja Hajduk, MdB und Mitglied des Haushaltsausschusses über die Rückkehr der Schuldenkrise vor dem Hintergrund der neuen globalen Entwicklungsagenda ab 2015.