Der diesjährige Schuldenreport 2025 zeigt: Mehr als die Hälfte der öffentlichen Haushalte in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen sind durch den Schuldendienst, den sie an ausländische Gläubiger leisten müssen, hoch oder sehr hoch belastet. Die 4. Internationale Konferenz für Entwicklungsfinanzierung (FfD4), die vom 30. Juni bis 3. Juli 2025 in Sevilla stattfindet, bietet eine Chance, das Schuldensystem zu reformieren. Erlassjahr.de und Misereor appellieren an die neue Bundesregierung, die Forderungen aus dem Globalen Süden zu unterstützen.
Bisherige Umschuldungsmechanismen scheitern
Kritisch beleuchtet der Schuldenreport 2025 die Erfahrungen, die bei den bisherigen Umschuldungsfällen innerhalb und außerhalb des G20 Common Framework gemacht wurden. So gehören zu den betroffenen Ländern Staaten wie Sri Lanka und Suriname, deren Auslandsschuldenlast trotz abgeschlossener Umschuldung weiterhin sehr hoch bleibt sowie Pakistan und Kenia, die Umschuldungsverhandlungen bisher vermeiden.
Schuldendienst übersteigt vielfach Ausgaben für Bildung und Gesundheit
In den kommenden drei Jahren müssen die 47 sehr hoch belasteten Länder durchschnittlich mindestens 15 Prozent ihrer Staatseinnahmen für Zins- und Tilgungszahlungen an ausländische Gläubiger abführen. Ihr fiskalpolitischer Handlungsspielraum ist dadurch massiv eingeschränkt. Die globale Schuldenkrise führt zu massiven Menschenrechtsverletzungen und dazu, dass die globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) nicht wie geplant erreicht werden können.
Strukturelle Reformen sind nötig
In diesem Jahr wurden erstmals alle Länder weltweit in die Analyse des Schuldenreports aufgenommen. Die dadurch gewonnenen Ergebnisse machen deutlich, dass insbesondere Länder des Globalen Südens einem erhöhten Risiko ausgesetzt sind, in eine öffentliche Auslandsschuldenkrise zu geraten. Zwar setzen viele Schuldnerstaaten auf nationale Reformanstrengungen, doch diese allein können das Krisenrisiko kaum verringern. Die Länder sind weiterhin massiv benachteiligt, denn ihr Zugang zu Kreditfinanzierungen ist gegenüber Ländern mit höherer Bonität wie beispielsweise Deutschland deutlich erschwert. Auch die untergeordnete Rolle ihrer Währungen in der internationalen Währungshierarchie ist ein großes Hemmnis.
2025 ist ein Chancenjahr
Die Analysen der Gläubigerlandschaft im Schuldenreport 2025 zeigen deutlich, dass die G7- und EU-Staaten weiterhin über zentrale politische und regulatorische Hebel verfügen, um weitreichende Schuldenerlasse und strukturelle Reformen der internationalen Finanzarchitektur durchsetzen zu können. Politisch geht es in diesem Jahr um viel: Denn die Schuldenkrise und ihre dramatischen Auswirkungen auf das Leben armer und marginalisierter Menschen in hochverschuldeten Staaten dulden kein weiteres politisches Zögern. Die 4. Internationale Konferenz für Entwicklungsfinanzierung (FfD4), die vom 30. Juni bis 3. Juli 2025 in Sevilla stattfindet, bietet dafür eine historische Chance. Ziel muss eine Schuldenarchitektur sein, die auch und gerade an den Entwicklungsbedürfnissen des Globalen Südens ausgerichtet ist – und durch diese aktiv mitgestaltet wird.
Die Bundesregierung muss handeln
Staaten aus dem Globalen Süden – etwa die afrikanische Staatengruppe innerhalb der Vereinten Nationen oder die Allianz der kleinen Inselstaaten – haben im Vorfeld der Verhandlungen konkrete Vorschläge auf den Tisch gelegt. Die Aufgabe der neuen Bundesregierung ist es aus Sicht von erlassjahr.de klar zu positionieren und in den Vorbereitungen für Sevilla Reformvorschläge aus dem Globalen Süden aufzugreifen. Dazu zählt insbesondere, einen zwischenstaatlichen Prozess unter dem Dach der Vereinten Nationen zu unterstützen, mit dem endlich ein faires Staateninsolvenzverfahren auf den Weg gebracht werden kann.
Der Schuldenreport, der jedes Jahr vom deutschen Entschuldungsbündnis erlassjahr.de und Misereor herausgegeben wird, analysiert jeweils aktuell die Belastung durch Auslandsschulden von Staaten weltweit sowie die Rolle Deutschlands in der internationalen Entschuldungspolitik und gibt Empfehlungen für den Umgang mit der globalen Schuldenkrise. In diesem Jahr ist die Veröffentlichung des Schuldenreports eingebettet in die weltweite zivilgesellschaftliche Kampagne „Erlassjahr 2025 – Turn Debt into Hope“ www.erlassjahr2025.de.