Entschuldungsnetzwerke warnen vor Verschuldungswirkung des Compact with Africa

(Berlin/Düsseldorf, 12.06.2017) Bei der heute und morgen in Berlin stattfindenden „G20 Africa Partnership“-Konferenz wirbt die Bundesregierung mit dem Compact with Africa für private Kredite und Investitionen in afrikanischen Ländern. Entschuldungsnetzwerke warnen davor, das steigende Risiko von Schuldenkrisen zu ignorieren.

Ziel des von der deutschen G20-Präsidentschaft entwickelten Compact with Africa, ist, durch den Einsatz öffentlicher Mittel die Investitionsbedingungen für privates Kapital in afrikanische Länder zu verbessern, um dort die Infrastruktur und Produktion auszubauen. Gleichzeitig sollen so lukrative Anlagemöglichkeiten für westliche Investitionsfonds erschlossen werden.

Das deutsche Entschuldungsbündnis erlassjahr.de kritisiert in einer gemeinsamen Stellungnahme mit den kontinentalen Schuldennetzwerken aus Europa und Afrika, dass der Compact with Africa nicht berücksichtigt, was passiert, wenn ein Staat nicht in der Lage sein sollte, die Kredite zurückzuzahlen.

Kristina Rehbein, politische Referentin bei erlassjahr.de, sagt: „Angesichts steigender Schuldenindikatoren in vielen afrikanischen Ländern ist es unverantwortlich, dass der Compact with Africa die Verschuldungswirkung dieser Investitionsoffensive ignoriert. Die Gläubiger schaffen gute Bedingungen, um ihr Geld anzulegen, und entlassen sich anschließend selbst aus der Verantwortung.“

Nach Schätzungen von erlassjahr.de weisen aktuell 38 Länder in Afrika Schuldenindikatoren über den kritischen Grenzwerten auf. In Marokko, Ruanda, Tunesien und im Senegal, deren Regierungen Interesse am Compact with Africa bekundet haben, sind zwischen 2011 und 2015 alle Verschuldungsindikatoren gestiegen.

„Es ist unbestreitbar, dass durch die Ausweitung der Kreditaufnahme am Kapitalmarkt das Risiko einer Schuldenkrise für afrikanische Staaten steigt. Die G20 müssen daher schnellstmöglich die Schaffung von Regeln zur fairen und effizienten Lösung solcher Krisen auf den Weg bringen“, fordert Dr. Fanwell Bokosi, Leiter des kontinentalen Entschuldungsnetzwerk AFRODAD, der als Experte der Zivilgesellschaft an der Konferenz teilnimmt. Nur so könne verhindert werden, dass der Compact with Africa zum Ausgangpunkt einer neuen Schuldenkrise in Afrika wird.

 

Das deutsche Entschuldungsbündnis „erlassjahr.de – Entwicklung braucht Entschuldung e. V.“ setzt sich dafür ein, dass den Lebensbedingungen von Menschen in verschuldeten Ländern mehr Bedeutung beigemessen wird als der Rückzahlung von Staatsschulden. erlassjahr.de wird von derzeit über 600 Organisationen aus Kirche, Politik und Zivilgesellschaft bundesweit getragen und ist eingebunden in ein weltweites Netzwerk nationaler und regionaler Entschuldungsinitiativen.

 

Weitere Informationen: Kristina Rehbein, 0211 /46 93 -196, E-Mail

Gemeinsame Stellungnahme von EURODAD, AFRODAD und erlassjahr.de