Liberia: ein Land als Geisel der Weltbank

Aus Anlass des Besuchs von Bundeskanzlerin Merkel in Liberia fordert das Entschuldungsbündnis erlassjahr.de die Regierungschefin auf, sich für eine sofortige und entschädigungslose Streichung der Schulden des westafrikanischen Landes bei seinen Multilateralen Gläubigern einzusetzen.

Liberia hat aus den Zeiten der Taylor-Diktatur Auslandsschulden im Umfang von 3,1 Mrd. US-$, davon 1,4 Mrd. US-$ beim IWF, bei der Weltbank und bei der Afrikanischen Entwicklungsbank. Während sich alle Gläubiger seit dem Amtsantritt von Präsidentin Sirleaf 2006 einig sind, dass diese Schulden gestrichen werden müssen, verzögert der Streit über die Entschädigung für die Multilateralen Gläubiger den Erlass. Denn auch uneintreibbare Schulden wie die gegenüber Liberia, dessen Staatshaushalt nur 80 Mio US-$ beträgt, erlassen die Multilateralen Entwicklungsorganisationen nur, wenn sie dafür aus den Entwicklungshaushalten ihrer reichen Mitglieder entschädigt werden.

erlassjahr.de-Koordinator Jürgen Kaiser „Absurderweise leistet die liberianische Regierung derzeit symbolische Zahlungen an die Afrikanische Entwicklungsbank (25.000 $ pro Monat) und den IWF (60.000 $ pro Monat). Das sind eigentlich lächerliche Summen, aber diese Zahlungen an den IWF würden ausreichen, die laufenden Gehälter von fast 1000 Lehrern zu bezahlen.“

erlassjahr.de sieht die Bundeskanzlerin als gewichtige Stimme in den Vorständen der Multilateralen Institutionen in der Pflicht. Kaiser: Wenn Weltbank und Währungsfonds für ihre verwerfliche Finanzierung der Taylor-Diktatur nun auch noch mit frischen Entwicklungshilfe-Mitteln entschädigt werden, werden sie solche Finanzierungen auch in Zukunft vergeben.  Wenn die Bundeskanzlerin Liberia zu einem Neuanfang verhelfen will, soll sie das Gewicht Deutschlands im IWF und in der Weltbank nutzen, um eine sofortige und entschädigungslose Streichung der Schulden Liberias durchzusetzen.“